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Teilhabe am Arbeitsleben durch das Budget für Arbeit

Peter Saatfeld (Name geändert) erkrankte während seines Fachhochschulstudiums an einer Psychose. Monatelang war er stationär in Behandlung, im Anschluss folgte eine medizinische Rehabilitation. Saatfeld blieb vorerst nur gering belastbar, auch seine Konzentration und sein Aufnahmevermögen waren stark gemindert. An den Abschluss seines Studiums war nicht zu denken, seine berufliche Perspektive war ungewiss. Somit begann er eine berufliche Rehabilitation bei der gemeinnützigen my.worX GmbH, eine anerkannte Werkstatt für seelisch behinderte Menschen.

Hier erhielt Saatfeld im Rahmen der beruflichen Bildung über zwei Jahre die Möglichkeit, sich in den vier Abteilungen von my.worX zu rehabilitieren. Er stabilisierte sich gesundheitlich und absol­vierte eine betriebliche Belastungserprobung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt in Göttingen. Das Unternehmen passte die Arbeitsbedingungen seinen Möglichkeiten an; die Erprobung verlief erfolgreich und konnte langfristig fortgeführt werden. Die Jobcoachin von my.worX begleitete Saatfeld fortwährend individuell an seinem Arbeitsplatz. Nach Abschluss des zweijährigen Berufs­bildungsbereiches entschloss Saatfeld sich für einen Werkstattvertrag mit der my.worX gGmbH. Dieser Wechsel in den Arbeitsbereich ermöglichte die gleichzeitige Umwandlung der betrieblichen Kooperation in einen „betriebsintegrierten Arbeitsplatz“ mit kontinuierlicher Unterstützung durch die Jobcoachin. Der erste selbstverdiente Lohn floss, und seine Stellung im Kollegium festigte sich.

Budget für Arbeit – ein Gewinn für Arbeitgeber und -nehmer

Doch erst der nächste Schritt erfüllte Peter Saatfelds Traum von beruflicher und finanzieller Selbst­ständigkeit trotz chronischer psychischer Erkrankung: die Umwandlung der Eingliederungshilfe in das Budget für Arbeit.

Beim Budget für Arbeit wird ein hoher Prozentsatz der Mittel zur Finanzierung eines Werkstatt­platzes direkt an den kooperierenden Arbeitgeber ausgezahlt. Damit wird ein Anreiz geschaffen, auch einen dauerhaft leistungsgeminderten Mitarbeiter zu beschäftigen und fair zu entlohnen. Der Rehabilitand erhält durch die Kooperation die Möglichkeit, seine Arbeitskraft einzubringen: Eine Win-Win-Situation für beide Seiten. Es bleibt die Berechtigung bestehen, jederzeit auf den Werkstattarbeitsplatz zurückzukehren.

Geschütztes Arbeiten für psychisch erkrankte Menschen

Viele psychisch Erkrankte sind auf eine Tätigkeit innerhalb eines geschützten Arbeitsumfeldes angewiesen. Werkstätten für behinderte Menschen bieten diesen geschützten Rahmen und

ermöglichen damit die berufliche Teilhabe. Sie können die besonderen Bedürfnisse leistungs­gewandelter Mitarbeiter im Arbeitsalltag berücksichtigen und passen den Arbeitsplatz entsprechend an. Jedoch fordern zunehmend behinderte Menschen und auch deren Angehörige die berufliche Inklusion innerhalb regulärer Unternehmen. Die my.worX gGmbH setzt dies seit 2014 verstärkt mit der Abteilung „InteX“ (für intern-extern) um. Kontinuierlich wird am Ausbau höchst unterschiedlicher und individueller betrieblicher Koopera­tionen gearbeitet. Im Jahr 2018 arbeiteten oder erprobten sich rund 30% der Rehabilitanden einzeln oder auf Gruppenarbeitsplätzen auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt. Der Gesetzgeber fördert das Anliegen der Betroffenen seit 2018 mit dem Budget für Arbeit.

Berufliche Inklusion auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt

Der Werdegang von Peter Saatfeld ist ein gelungenes Beispiel für den kleinen Personenkreis der Werkstattbeschäftigten, der über die psychische Stabilität und geeignete Kompetenzen für eine Beschäftigung auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt verfügt. Er ist einer von drei Werkstattbe­schäftigten der my.worX gGmbH, die 2018 mit dem „Budget für Arbeit“ den Übergang auf einen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplatz vollzogen haben. Eine langfristige Berufsbegleitung am Arbeitsplatz durch einen Jobcoach ist weiterhin möglich.

„Wir haben mit dem Budget für Arbeit ein praktikables Instrument hinzugewonnen, unsere stabi­leren Beschäftigten auf ihrem Weg in die Unabhängigkeit zu begleiten.“, erklärt Werkstattleiterin Ursula Seipold das Engagement. Yonne Lau ist hier als Jobcoachin tätig, bereitet Rehabilitanden auf betriebliche Phasen vor und begleitet diese während des weiteren Verlaufs. Sie berät ebenfalls Unternehmen dabei, geeignete Bewerber zu finden und steht kontinuierlich als Ansprechpartnerin zur Verfügung. „Wir möchten jenen Rehabilitanden, die die Stabilität und die Fähigkeiten für eine betriebliche Erprobung mitbringen, professionell fördern und langfristige Kooperationen mit Unternehmen aufbauen“, erläutert Lau.

Peter Saatfeld hat beruflich mehr erreicht, als er zu hoffen gewagt hatte. Und wenn er psychisch wieder ins Straucheln gerät, weiß er, dass er jederzeit auf die Unterstützung der my.worX gGmbH zurückgreifen kann.

my.worX ermöglicht psychisch erkrankten Menschen Bildung und Teilhabe am Arbeitsleben. Für Rehabilitanden, die den Wunsch und die Kompetenzen mitbringen, auf dem allgemeinen Arbeitsmarkt zu arbeiten, bietet my.worX individuelle Unterstützung an.

Die my.worX gGmbH in Göttingen – Berufsbildung und Arbeitsplätze für Menschen mit seelischer Behinderung